Sperenberg

Die Ergebnisse archäologischer Forschungen in Sperenberg zeigen, dass das Gebiet schon seit über 6000 Jahren von Menschen besiedelt wurde. Viele Exponate der Sperenberger Heimatstube sind hierfür Zeugnis. Urkundlich nicht belegt ist die Gründung des deutschen Kolonistendorfes, doch lassen archäologische Funde und andere Indizien den Schluss zu, dass Lehnsleute des Markgrafen von Meißen Mitte des 12. Jahrhunderts auf dem Schlossberg sesshaft wurden und ein entsprechendes Burgmannsdorf, in dem sich eine zentrale Kirche für die umliegenden Orte befand, gründeten. Die Burg hatte nach bisherigen Befunden kaum ein halbes Jahrhundert bestanden, dann wurde sie zugunsten der strategisch günstigeren Burg Zossen aufgegeben. Der "Schlossberg", auf welchem die Burg stand, fiel in den zwanziger Jahren des 20. Jh. dem Gipsabbau zum Opfer. Erhalten blieb die Sperenberger Kirchenstruktur, wodurch sich der Ort auch zu einem wirtschaftlichen Zentrum für die Nachbargemeinden entwickelte.

Urkundlich erstmals erwähnt wurde der Ort im "Meißner Bistumsmatrikel" von 1495. Im 14. und 15. Jh. gehörte der Ort zur Herrschaft Zossen und unterstand den Herren von Torgow. Nach dem Aussterben der Torgows (1478) kaufte 1490 der brandenburgische Kurfürst Johann (Cicero) die Herrschaft Zossen für 16.000 Gulden, die damit zu einem kurfürstlichen Amt wurde. Somit gehörte auch die Region um Sperenberg zum kurfürstlichen Amt Zossen.

Der Ort wurde durch den Jahrhunderte andauernden Gipsabbau geprägt. Unter dem Kurfürsten Joachim II. (1535-1571) hatte der Gipsabbau, welcher um 1200 begann, bereits einen solchen Umfang erreicht, dass man sich 1559 veranlasst sah, das Flussbett der Notte - damals Sane genannt - bis zur Dahme schiffbar zu machen. Somit konnte das Gipsgestein und später auch die Ziegel aus Klausdorf auf dem Wasserwege nach "Berlin und anderswo" transportiert werden, so auch bis nach Stettin und Hamburg. Ein Hamburger Reeder, der mit dem Gipsexport sein Geld verdiente, stiftete der Sperenberger Kirche 1612 zwei Messingleuchter. Durch den industriemäßigen Gipsabbau nahm der Ort ab 1860 einen bedeutenden wirtschaftlichen Aufschwung. Eine 1871 niedergebrachte Tiefenbohrung "Sperenberg I", war von 1871 bis 1886 die tiefste Bohrung der Welt und sie war die erste mit einer Teufe von über 1000 Meter. Eingang in die wissenschaftliche Literatur fand Sperenberg nicht allein durch die Tiefenbohrung sondern vor allem durch die in der Tiefenbohrung ermittelten geothermischen Tiefenstufe (33,7m für 1°C Temperaturzunahme). Dieser Wert wurde bzw. wird als ein mittlerer Wert für den gesamten Erdkörper angesehen und fand weite Verbreitung in den geowissenschaftlichen Lehrbüchern des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Heute stehen die Sperenberger Gipsbrüche unter Naturschutz. Das Naturschutzgebiet beherbergt nicht nur ein geologisches Denkmal, sondern auch eine bemerkenswerte Flora wärmeliebender Pflanzen.


Königlich-Preußischen Militäreisenbahn (K.M.E.)

Neben dem Gipsabbau wurde Sperenberg über 100 Jahre durch das Militär geprägt. Die südwestlich von Sperenberg gelegene Kummersdorfer Heide diente seit 1875 als Versuchsschießplatz. Durch die Inbetriebnahme der Königlich-Preußischen Militäreisenbahn (K.M.E.), die von Berlin-Schöneberg über Zossen zum Heeresschießplatz Kummersdorf führte und später bis Jüterbog, erhielt auch Sperenberg im Jahre 1875 einen Bahnanschluss. Der Teilabschnitt Sperenberg - Jüterbog wurde zum 02. Juni 1996 eingestellt und zum 19. April 1998 auch der Teilabschnitt Zossen - Sperenberg.

Im Zusammenhang mit der K.M.E. baute das Militär am Schumkasee ein Versuchs- und Ausbildungsgelände für Eisenbahnpioniere. Ende der 50er Jahre errichtete die sowjetische Armee hier einen Militärflughafen für Transportflugzeuge, den sie bis zum 06. September 1994 als solchen betrieb. Die Kummersdorfer Heide wurde nach dem Bau des Flughafens nicht weiter militärisch genutzt, sondern aus Gründen der militärischen Geheimhaltung als Sperrgebiet der natürlichen Sukzession überlassen. Am 01. September 1994 holte der Oberkommandierende der Roten Armee in Deutschland, General Burlakow, auf dem Militärflughafen in Sperenberg die russische Flagge ein, bevor er Deutschland, als einer der Letzten von einstmals über 550.000 sowjetischen Soldaten, mit einem Flugzeug verließ. Nach 49 Jahren endete damit die Stationierung russischer Truppen in Deutschland.

Flughafen Sperenberg

Der sowjetische Militärflugplatz Sperenberg wurde Ende der fünfziger Jahre nicht vom sowjetischen Militär, sondern von der DDR-Bauindustrie errichtet und bis in die siebziger Jahre hinein ständig erweitert. Die Flugbetriebsflächen sind vom Schema her sowjetischen Ursprungs. Der Flugplatz wurde bis 1994 von den GUS-Truppen genutzt. Schon 1991 gab es erste Hinweise, das die Kummersdorfer Heide bei Sperenberg als Standort für den Großflughafen Berlin-Brandenburg International in Betracht gezogen wurde. Seitdem ist die Entwicklung in und um Sperenberg gehemmt.

Eine Bürgerinitiative gegen den Flughafen gründete sich 1993 und konnte 1995 bereits 11.000 Mitglieder zählen. Durch zahlreiche und öffentlichkeitswirksame Aktionen versuchte sie den Flughafenbau zu verhindern. Das Raumordnungsverfahren zum Großflughafen wurde am 17.11.1994 mit einer landesplanerischen Beurteilung abgeschlossen. Diese kam zu dem Schluss, dass der Standort Sperenberg geeignet sei. Die Standortentscheidung fiel durch den Aufsichtsrat der Flughafen Holding GmbH im Juni 1996 letztlich auf Schönefeld. Wirtschaftliche Gründe dürften hierfür maßgeblich gewesen sein. Dennoch besteht auch weiterhin für Sperenberg ein Planungsvorbehalt.


Kirche

Die Kirche, ein verputzter Ziegelbau mit Apsis und eingezogenem Westturm, aus dem Jahre 1752/53, wurde auf Kosten Friedrich des Großen an der Stelle einer Kirche aus Holz und Fachwerk errichtet. Das Oberteil des 1846 umgebauten Kirchturms ist leicht eingerückt. Markant ist die Gliederung durch die hohen Stichbogenfenster. Die Mittelachsen der Längsseiten sind mit flachen Portalrisaliten versehen. Das Innere der Kirche wurde 1966/67 restauriert, wobei die obere Etage der ehemals zweigeschossigen, barocken Hufeisenempore entfernt wurde. Auf dem Altar stehen die 1612 gestifteten Messingleuchter eines Hamburger Reeders. Die im Jahre 2002 sanierte Friedhofsmauer besteht an der Westseite aus Gipsgestein und der Eingangsbereich wird durch zwei "Feierabend"-Ziegelsteine geziert.

Am Schneidegraben befindet sich eine ehemalige Wassermühle, die als Schneidemühle genutzt wurde. Das Gebäude ist jetzt Sitz der Gemeindeverwaltung.

Sehnswürdigkeiten:

  • Heimatstube
  • Gipssteinmauer am Friedhof
  • Kirche
  • Naturschutzgebiet (NSG) "Sperenberger Gipsbrüche"
  • NSG "Barsee"
  • NSG "Mönnigsee"
  • Freibad am Krummen See
  • Bahnhof der K.M.E.
  • Angelmöglichkeiten am Neuendorfer See
  • Militärgeschichte der Eisenbahnpioniere
  • Aussichtsturm auf dem Gipsberg (E-plus-Turm mit Aussichtsplattform)

Denkmale:

  • Bahnhof und Gleisanlagen der ehemaligen Königlich Preußischen Militäreisenbahn (KME)
  • Dorfkirche mit Gipssteinmauer
  • Bodendenkmal Nr. 13, bronzezeitliche Grabhügel