Lynow

Das kleine Dorf im Urstromtal soll einst ein westslawisches Fischerdorf gewesen sein. Der Ortsname kann auf das Wort "Lin" in der Bedeutung von Schleie zurückgeführt werden. Hinzukommt, dass sich nachweislich bis 1813 am Ortsausgang in Richtung Luckenwalde auf der rechten Seite ein kleiner, flacher See befand. Er verlandete und im Flachmoor bildete sich Torf, dessen Abbau zum Flurnamen "Torfstich" führte. Andere Namensdeutungen kommen zu dem Schluss, dass sich der Ortsname vom slawischen "lin" = Flachs ableiten lässt. Allerdings sind in der Ortsgeschichte neben den Landwirten nicht Weber dominierend, sondern Pechhüttenarbeiter.

Bis zum 12. Jahrhundert soll Lynow zum Gebiet der "Lusizi" oder Lausitzer gehört haben. Nach den Eroberungen Konrads von Meißen kam es 1444 zur Lehnsherrschaft Baruth und wird im selben Jahr erstmals urkundlich als "an lynaw" erwähnt. Bis 1806 gehörte es zum Kurfürstentum Brandenburg und bis 1815 zum Königreich Sachsen. 1815 kam es wieder zum Königreich Preußen. Die Herrschaft Baruths über das Dorf bestand bis 1872 mit allen Rechten. 1800 werden 2 Pechhütten erwähnt und 1815 der Betrieb einer Schneidemühle. Das heute noch erhaltene Wohnhaus der "Horstmühle" ist ein stattlicher Fachwerkbau im LSG Langer Horstberg, befindet sich jedoch in einem schlechten Zustand.

Am 01. November 1879 wurde in Lynow Oscar Barnack geboren. Bei der Firma Leitz in Wetzlar erfand er die Kleinbildkamera und erlangte mit ihr und der Kleinbildfotografie Weltruhm. Kennzeichnend für die Kleinbildkamera (Sucherkamera) ist die Trennung zwischen dem bilderzeugenden Aufnahmeobjekt und dem Suchersytem. Das Urmodell für diesen Kameratyp entwickelte Oscar Barnack 1914. Er starb am 16. Januar 1936 in Bad Nauheim. Seit November 1995 existiert im Ort ein Oscar-Barnack-Museum.

Oscar Barnack

Oscar Barnack wurde am 1. November 1879 in Lynow geboren. Nach seiner Ausbildung in einem feinmechanischen Betrieb arbeitete Barnack bei der Firma Zeiss in Jena. 1911 kam Barnack auf Empfehlung zur Firma Leitz nach Wetzlar. Dort wurde er innerhalb eines Jahres Leiter der Konstruktionsabteilung für Mikroskope und entwickelte eine Vertrauensbasis zum Firmeninhaber Ernst Leitz.

In den ersten Jahren der Lichtbildkunst waren Fotografen vornehmlich damit beschäftigt, ihre schweren Plattenkameras zum Aufnahmeort zu transportieren. Diese Mühsal beflügelte Oskar Barnack nach einer völlig neuen Technik des Fotografierens zu suchen. Schon 1905 hatte er die Idee, das Negativ-Format zu verkleinern, um die Fotografien nachträglich zu vergrößern. Bei Leitz forschten damals Mitarbeiter von Barnack an der Verbesserung von Projektoren für Kinofilme. Barnack baute hierfür eine Filmkamera, mit der Filme produziert werden sollten, die zum Testen der Projektoren verwendet werden konnten. Hierfür entwickelte Barnack die erste Filmkamera mit einem Metallgehäuse.

Zur Belichtung der Filme standen noch keine optischen oder elektrischen Belichtungsmesser zur Verfügung. Die richtige Belichtung war das Ergebnis der Erfahrung des Kameramannes und mehrfacher Fehlversuche. Oscar Barnack entwarf für die Belichtungsmessung eine einfache Kamera. Die Kamera bestand aus einem kleinen Gehäuse, in das ein kurzes Filmstück eingelegt wird und einem am Gehäuse angebrachten Objektiv. Der Filmstreifen (ein 35mm perforierter Kinofilm) wurde anschließend mit verschiedenen Blenden bei der selben Belichtungszeit wie in der eigentlichen Filmkamera belichtet und entwickelt. Die am besten belichteten Bilder ergaben bei gleichbleibenden Lichtverhältnissen, die richtige Blende für die eigentlichen Filmaufnahmen. Die Bilder reichten für die Beurteilung der richtigen Belichtung aus, sie waren jedoch, auf Grund der damaligen Filmqualitäten für eine ausreichende Vergrößerung ohne wesentlichen Qualitätsverlust zu klein. Der 35 mm breite Kinofilm ist durch seine Perforation in einer Breite von 24 mm für Bildaufnahmen nutzbar. Im Kino werden etwa 24 Bilder im Format 24 x 18 mm in der Sekunde vorgeführt.

Überwiegend in seiner Freizeit arbeitete Barnack an einer Kamera, die bei Verwendung des genormten Kinofilms für die bildmäßige Fotografie zu gebrauchen war. Zu diesem Zweck kam Barnack auf die Idee, 2 solcher Negative (24 x 18 mm) zu einem 24 x 36 mm großen Negativ mit einem Seitenverhältnis von 2:3 zu kombinieren. Hierzu musste man den Kinofilm nur quer ablaufen lassen und kam auf ein nutzbares Filmformat 24 x 36 mm. Das war etwa 1912/13, das Kleinbildformat und die Kleinbildkamera Leica waren geboren.

Erste Fotos von für damalige Verhältnisse hervorragender Qualität entstanden 1913/1914, aber durch den Ersten Weltkrieg verzögert, ging die erste LEICA (Leitz Camera) erst 1924 in Serie und wurde 1925 der Öffentlichkeit vorgestellt. Am 16. Januar 1936 stirbt Oskar Barnack im 56. Lebensjahr in Bad Nauheim. Berlin ehrt seit 1961 Oskar Barnack durch die Straßenbezeichnung Barnackufer in Steglitz- Zehlendorf.

Sehenswürdigkeiten:

  • Oscar-Barnack-Museum
  • Horstmühle
  • LSG Langer Horstberg
  • NSG Schöbendorfer Busch

Denkmale:

  • Horstmühle