Mellensee

Das alte Fischerdorf Mellensee wurde 1430 als "czu mollen" erstmalig erwähnt und später Mellen genannt. Im 14. und 15. Jh. gehörte der Ort zur Herrschaft Zossen und unterstand den Herren von Torgow. Nach dem Aussterben der Torgows (1478) kaufte 1490 der brandenburgische Kurfürst Johann (Cicero) die Herrschaft Zossen für 16.000 Gulden, die damit zu einem kurfürstlichen Amt wurde. Somit gehörte Mellen zum kurfürstlichen Amt Zossen. Der Name Mellen leitet sich vom plattdeutschen "Mölle" (Mühle) ab. Andere Namensdeutungen leiten Mellen vom altdeutschen Namen "Megilo", abgekürzt Melle, ab.

Bereits 1430, mit der Ersterwähnung des Ortes, wird eine Mühle und 1624 ein Sägewerk mit zwei Gängen erwähnt. Marodierende Heerscharen äscherten im 30-jährigen Krieg das ganze Dorf ein. Dabei ist auch mindestens ein Gangwerk der Wassermühle vernichtet worden. Eine etwa 1839 vom Berliner Kaufmann Engel errichtete Wassermühle, die als Sägemühle genutzt wurde, bestand gegenüber der Seeschänke später gehörte das Sägewerk sowie die Seeschänke und das ehemalige Gemeindegebäude neben dem Sägewerk einem Rudolf Pflüger (eine alte Postkarte von 1900 nennt Erich Pflüger). Nach 1861 ging die Wassermühle in den Besitz des Notteschauverbandes über, während die übrigen Gebäude bis 1945 im Besitz der Familie Pflüger blieben. Das Wasserrad der Wassermühle wurde Anfang der 1950-er Jahre abgerissen. Die äußere Hülle des Sägewerksschuppens steht heute noch wird derzeit saniert. Das Mühlenfließ in Mellensee war zugeschüttet und wird nun, im Zuge der Sanierung der Mühle, abschnittsweise wieder frei gelegt.

Nordöstlich des Ortes befand sich auf dem Mühlenberg bis 1956 eine 1841 errichtete Bockwindmühle. Die erste Bockwindmühle soll bereits 1750 errichtet worden sein.

1903 entstand östlich der Militäreisenbahnlinie ein Dampfsägewerk von Otto Pflüger, das einen Anschluss an die Militäreisenbahn erhielt.

Schlacht bei Mellen am 21.08.1813

Vor der Schlacht bei Großbeeren, während der Zeit der Befreiungskriege gegen Napoleon, fand am 21.08.1813 die Schlacht bei Mellen statt, wovon heute noch ein Gedenkstein zeugt. Napoleon konzentrierte zu jener Zeit seine Armee um Berlin, um die preußische Hauptstadt anzugreifen. Berlin galt ihm als der Hort, von dem die Befreiungsbewegung gegen sein Regime den Ausgangspunkt hatte. Das IV. Korps der Französischen Armee stand unter Graf Bertrand und zog mit 300 Italienern auf dem Weg nach Großbeeren in Richtung Mellen. Hier verteidigten die 9. und die 11. Kompanie des pommerschen Infanterie-Regiments unter Capitain Kuylenstiemna ihre Stellungen. Das Dorf war vom Westen her nur nach Überschreiten eines langen Dammes erreichbar, der durch das von der Notte gebildete Sumpfgebiet und die Notte selbst führte. Eine Verteidigung war so möglich. Das Gefecht kostete den preußischen Verteidigern vier Tote und 26 Verwundete. Über die Verluste der französischen Angreifer ist nichts bekannt. Ein Gedenkstein an der Straße nach Zossen erinnert an die Schlacht.

Vom Aufschwung der Baustoffindustrie in den Gemeinden Klausdorf (Ziegeleien) und Sperenberg (Gipsindustrie) profitierte auch Mellen, wo am Nottekanal eine Schleusenanlage betrieben und Frachtkähne getreidelt wurden.

Der Nottekanal

Der 26 km lange Nottekanal, der durch die Begradigung des Nottefließes entstand, verbindet die Dahme in Königs Wusterhausen mit dem Mellensee. Bereits Kurfürst Joachim II. veranlasste 1545 eine Regulierung des Nottefließes, um vor allem Gips aus Sperenberg billig in die kurfürstliche Residenz nach Berlin und Cölln zu transportieren. Das Nottefließ verlief vom Mellensee nördlich über den Dergischower See (heute Horstfelder See) und Prierow-See sowie von dort westwärts über Telz und Mittenwalde und mündete nordöstlich von Königs Wusterhausen in die Dahme. Zwischen Mittenwalde und Königs Wusterhausen mündeten der Zülow-Graben (westlicher Zufluss) und das Galluner Fließ (östlicher Zufluss) in das Nottefließ. Der Zülow-Graben, nach seiner Regulierung Zülow-Kanal, bildet mit dem Huth-Graben den Abfluss des nördlich gelegenen Rangsdorfer und des Groß Machnower Sees. Das Galluner Fließ stellt den Abfluss des Motzener und Töpchiner Sees dar. Zwischen dem Mellensee und Königs Wusterhausen gab es am Nottefließ in Mellen (seit 1930 Mellensee), Mittenwalde und Königs Wusterhausen jeweils eine hölzerne Schiffsschleuse und eine Wassermühle.

Im 19. Jahrhundert machte sich eine Verbreiterung, Tieferlegung und Regulierung des Nottefließes, erforderlich. Unter der Regie des Wasserbaumeisters Klehment war 1856 der Baubeginn für den Nottekanal von Mellensee bis zur Dahme bei Königs Wusterhausen. Er diente einerseits der Entwässerung der Notteniederungen und andererseits der Schifffahrt. Letztere erlebte auf dem Nottekanal Mitte des 19. Jahrhunderts, nach dem Kanalausbau, einen Aufschwung, und gleichzeitig wurde eine Förderung der Industrialisierung durch den Kanalausbau erreicht. Vor 1846 passierten jährlich 720 kleine, etwa 7 Meter lange Kähne die Mittenwalder Schleuse, 1866 waren es bereits 2.165 große Kähne.

In Richtung Berlin wurden neben dem Gips aus Sperenberg auch Ziegel von 23 Ziegeleien aus Klausdorf, Schöneiche, Kallinchen und Töpchen sowie der Zement aus Zossen transportiert. Von Berlin kamen Kohle und Rüdersdorfer Kalkstein für die Kalk- und Zementwerke sowie andere Materialien. Zwischen Königs Wusterhausen und Mellensee wurden die Lastkähne getreidelt. Beim Treideln wurden bis zur Jahrhundertwende 19./20. Jh. Lastkähne vom Ufer aus mit Hilfe von Pferdefuhrwerken gezogen. Der ehemalige Treidelweg ist heute ein Wanderweg.

Im Jahre 1861 eröffnete im damaligen Mellen, eine Schleusenanlage, die zwischen 1995 bis 1997 modernisiert wurde. Mit der Anlage wird ein Höhenunterschied von 1,20 m überwunden. So gewährleistet der Nottekanal noch heute eine Wasserverbindung nach Berlin, allerdings ohne wirtschaftliche Bedeutung. Als der Kanal entstand, spielte die Eisenbahn noch keine Rolle. Mit der Senkung ihrer Frachtsätze änderte sich das gewaltig. Dazu kam, dass die alten Schleusen für moderne Schiffe zu klein waren. Die Gipsfracht fiel seit 1926 völlig weg. Dafür gab es immer mehr Lastkraftwagen, die in Stunden erledigten, wozu die Kähne Tage brauchten.

Den Notteverband gibt es inzwischen mit der Bezeichnung Wasser- und Bodenverband "Dahme-Notte" wieder. Er ist für über 1000 km Wasserläufe zuständig. Seine Hauptaufgabe ist die schadlose Wasserabführung des Einzugsgebietes und die Instandhaltung. Die Schleuse in Mittenwalde wurde neu gebaut, sie ist jetzt mit 22 m Länge wesentlich kürzer. Die Schleuse Königs Wusterhausen wurde in den 1990-er Jahren überholt.

In Mellen (Mellensee) führt über den Nottekanal bis zum Jahr 1926 eine Holzbrücke, die ursprünglich als Klappbrücke konstruiert war. Am 12. Juli 1927 wurde eine neue Eisenblechträgerbrücke für den Straßenverkehr freigegeben, die noch heute das Grundgerüst der Brücke bildet.

Mit der Anbindung an die am 15. Oktober 1875 eröffneten Königlich-Preußischen-Militäreisenbahn setzte in Mellensee eine wirtschaftliche Entwicklung ein und mit der 1891 erfolgten Einführung des Vororttarifes entwickelte sich am Mellensee zunehmend ein Wochenendtourismus. So entstand 1903 die Gaststätte "Wildpark" und 1910/11 das Restaurant am Bahnhof. Siedlungsbauprogramme in den 1920-er und 1930-er Jahren aber auch die Erschließung großer Villengrundstücke entlang des Mellensees führten zu einer erheblichen Erweiterung des Siedlungsraumes. Das Pestalozzi-Fröbelhaus Berlin erwarb beispielsweise 1924 ein Landheim in Mellen.

Die Villa "Seefrieden" in der Bahnhofstraße 12 ist ein um 1910 nach Plänen von Otto Pflüger in Formen des Heimatstils errichteter Putzbau. Sie besitzt originelle Gestaltungsdetails, so z. B. einen markanten Eckturm unter einem Hohen Kegeldach, einen reich dekorierten Balkon und Zierfachwerkgiebel. Ebenso vielgestaltig ist das kleinere Hofgebäude.

Um ein größeres Interesse als Ausflugsziel zu bewirken beschloss die Gemeinde Mellen 1930 sich in Mellensee umzubenennen.

Um 1903 entstand westlich der Bahnlinie ein Kalksandsteinwerk, welches vor dem Ersten Weltkrieg zu einer Geschossfabrik umgebaut wurde. Später übernahm die Spandauer Holzverkohlung das Werk. Das östlich der Bahnlinie entstandene Dampfsägewerk von Otto Pflüger gehörte später zum "Borsigwalder Holzvertrieb". Nach dem Zweiten Weltkrieg ging aus der Spandauer Holzverkohlung der VEB (K) Holzchemie hervor und aus dem Borsigwalder Holzvertrieb wurde der VEB (K) Vereinigte Holzindustrie. Die beiden Werke, die in den 1960-er Jahren vereinigt wurden, stellten nach 1990 ihre Produktion ein.

Sehenswürdigkeiten:

  • Nottekanal mit Schleusenanlage
  • ehemalige Schneidemühle
  • Villen der Gründerzeit
  • Strandbad mit Bootsausleihe
  • Bahnhof der K.M.E. mit Erfrischungshalle
  • Geschlossene Angerbebauung mit teilweise stattlichen Wohnhäusern
  • Grundschule nach Plänen von Otto Pflüger
  • Fischereien
  • Angelteiche
  • Eiscafés

Denkmale:

  • Bahnhof (Empfangsgebäude, Güterschuppen, Erfrischungshalle,) und Gleisanlagen der K.M.E.
  • Wohnhaus, Hauptstraße 17
  • Villa "Seefrieden", Bahnhofstraße 12