Woltersdorf

Kennzeichnend für die Entwicklung des 1285 erstmals urkundlich erwähnten Dorfes war sein Reichtum an Wäldern. Auch die Feld- und Viehwirtschaft waren lange ein entscheidender Wirtschaftsfaktor für Woltersdorf. Die Nuthe nimmt durch den Ort an der B 101 ihren Lauf. Sie ist für Angler äußerst interessant, denn Äschen und Forellen sind in großer Zahl in das Flüsschen eingesetzt worden.

Bis 1285 wird Woltersdorf durch einen Herren von Richow regiert. Mit dem Erwerb durch das Kloster Zinna blieb es bis 1553 unter der Herrschaft des Klosters und ging von 1553 bis 1872 in die Verwaltung des Amtes Zinna über. Woltersdorf brannte 1642 völlig ab und wurde in den folgenden Jahren bis 1671 wieder neu aufgebaut. Bereits 1689 war der Papiermacher Benno Heinrich Besitzer einer Papiermühle an der Nuthe. Im 30-jährigen Krieg wurde die Mühle zerstört und danach wieder aufgebaut. 1743 kaufte sie der Kammerherr Lüder aus Luckenwalde und anschließend wechselten die Besitzer häufig. 1760 kaufte sie schließlich der Papiermacher Georg Friedrich Boenicke von dem Königlich-preußischen Kammerrat und Oberamtmann Phillip Balthasar Schmid. Einer seiner zahlreichen Nachkommen namens Otto Boenicke wurde in Woltersdorf geboren und ging mit 14 Jahren nach Berlin. Dort wurde er Zigarrenhändler und stiftete 1911 die Dorfkirche. Zu diesem Zeitpunkt hatten seine Eltern die Mühle bereits verkauft. 1860 begann in der Papiermühle die industrielle Produktion mit der Erzeugung von Papier und Pappeprodukten und seit 1902 auch die Herstellung von Wellpappe nach einem Patent des Amerikaners Albert L. Jones, das ihm im Dezember 1871 erteilt wurde. Eigentümer des Werkes war bis 1945 Herr W. Schlüter. Nach der Enteignung wurde das Werk als VEB Verpackungsmittelwerke Berlin-Fertigungsbereich Wellpappe Woltersdorf weitergeführt. Seit 1990 produziert hier die Wellpappenwerk Woltersdorf GmbH.

1858 nimmt eine Kiensamendarre (Kiefernsamentrockenhaus) den Betrieb auf und um 1900 erlebt Woltersdorf auf dem Gebiet der Forstwirtschaft einen gewaltigen Aufschwung. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich neben kleineren Geschäften auch in einem bestimmten Maß Industrie. Der Ort liegt mit eigener Station an der 1841 eröffneten und 1979 elektrifizierten Anhalter Eisenbahn. Der zeitweise trennende Übergang am Bahnhaltepunkt wurde durch eine großzügige Brücke und einen Fußgängertunnel beseitigt. Mit der direkten Anbindung an die Eisenbahnstrecke Leipzig - Berlin kamen auch zahlreiche Besucher nach Wolterdorf, die ihre Wochenenden in den Ausflugsgaststätten, auf dem Gondelteich oder bei Spaziergängen in den angrenzenden Mischwäldern verbrachen. Während der Gondelteich nicht mehr existiert ist der Bürgerbusch, ein Stieleichen-Hainbuchenwald, ein beliebten Ausflugsziel geblieben. Im Frühjahr sind Buschwindröschen, Schuppenwurz, das "bittere Schaumkraut" und das "wechselblättrige Milzkraut" zu sehen. Hier finden sich noch naturnahe Abschnitte der Nuthe und des Königgrabens.


Die Kirche:

1911 wurde der Gemeinde eine große, schlichte Dorfkirche von Otto Boenicke gestiftet und aus ziegelsichtigem Mauerwerk errichtet. Der ebenfalls ziegelsichtige Kirchenturm ist dem Kirchenschiff im Westen vorgelagert. Auf dem rechteckigen Grundriss des Turmes erhebt sich in Dachfirsthöhe der polygonale Abschluss. Die Innenausstattung stammt aus der Bauzeit. Im Altarraum befindet sich eine "Boenicke-Bank".

Sehenswürdigkeiten:

  • Dorfkirche
  • Kiensamendarre (Kiefernsamentrockenhaus)
  • Bürgerbusch

Denkmale:

  • Bodendenkmal Nr. 3, bronzezeitliches Hügelgräberfeld
  • Bodendenkmal Nr. 6, mittelalterlicher Turmhügel

Vorschlag Förderverein:

  • Dorfkirche
  • Kiensamendarre (Kiefernsamentrockenhaus)