Glashütte

Seit dem 13. Jahrhundert hat die Glasherstellung bei Baruth Tradition. 1716, nach einem gewaltigen Sturm, der 1715 große Waldbestände niederriss, ließ Graf Solms-Baruth im Wald bei Klasdorf eine Glashütte errichten. 1735 wurde anstelle des ursprünglichen Gebäudes eine neue Hütte für Tafel- und Hohlglas errichtet. 1769 kamen zu dieser Anlage eine Topf-, Leder- und Hutfabrik, ein chemisches Labor und eine Pottaschefabrik hinzu. Zwischen 1800 und 1870 entstand ein Hüttenkomplex mit Wohnhäusern für die Arbeiter, mit einer Schmiede, Schule und einem Backofen. Die 1861 dazugebaute neue Hütte wurde mit einem der ersten Siemens-Generatoren betrieben. Die Glashütte verkaufte vor allem Wein- und Gärballons nach Nord- und Westeuropa sowie Lampenschirme aus Milchglas. Die Glasproduktion wurde bis 1980 fortgeführt

1830 wurde das für diese Zeit beste und reinste Milchglas erfunden. Es ließ den Lampendocht nicht mehr sehen, erzeugte aber helleres diffuses Licht. Über 200.000 Lampenschirme und Zylinder für Petroleumlampen verließen pro Monat das Werk. Zur Produktion gehörten auch mundgeblasene Weinballons - meist für die Aufbewahrung von Chemikalien.

Da Glashütte von den Kriegsauswirkungen des Zweiten Weltkrieges verschont blieb, konnte die Produktion nach Kriegsende wieder aufgenommen werden. Im Dezember 1948 wurde die Glashütte in Volkseigentum überführt und von der VVB (Vereinigung Volkseigener Betriebe) Glas Keramik geleitet. In den folgenden Jahren wurde die Glashütte verschiedenen Glaswerken zugeordnet, z.B. den Glaswerken Großräschen, Tschernitz und Welzow, zuletzt gehörte sie zum VEB Vereinige Beleuchtungsglaswerke Dresden. Am 30. September 1980 wurde die Hütte stillgelegt. Man machte sich nicht mehr die Mühe, die noch geschmolzenen 27 Tonnen Glas aus dem Ofen zu nehmen. Sie kühlte zu einem Block ab, der noch immer zu besichtigen ist. Im Juni 1991 wurde ein Verein zur Rettung von Ort und Denkmal gegründet.

Das einmalige Ensemble von Produktions-, Sozial- und Wohngebäuden steht als Flächendenkmal unter Schutz. Seit 1993 fanden Sicherungs- und Rekonstruktionsarbeiten statt. Das historische Ensemble konnte der Öffentlichkeit 1995 saniert übergeben werden. Weitere Gebäude, wie das Forstarbeiterhaus, einige Junggesellenhäuser und das Museum, folgten. 1997 wurden die Glasbläserwerkstatt in der alten Glasschleiferei und die Töpferei in der rekonstruierten Fachwerkscheune eingeweiht. Heute zeigt das Museum in der Glasschleiferei Ausstellungen über die Entwicklung der Glasproduktion am Ort bzw. über den Erfinder der Thermosflasche Reinhold Burger. Zum Museumsdorf gehören u.a. eine Glasbläserwerkstatt, eine Schauglasproduktion, eine Töpferei und eine Galerie. Jährlich findet im Monat Mai das Glashüttenfest statt.

 

Reinhold Burger

Der Erfinder der Thermosflasche, Reinhold Burger, wurde am 13.01.1866 in Glashütte bei Baruth geboren. Im Alter von 15 Jahren begann Reinhold Burger eine Lehre als Glasinstrumentenmacher in Berlin, die er 1885 abschloss. 1894 gründete er in Pankow seine erste eigene Werkstatt, die ständig erweitert wurde. Zahlreiche Erfindungen stammten aus seiner zeitweise 40 Mitarbeiter umfassenden Werkstatt, so z. B. 1901 eine "Vorrichtung zur Erzeugung von Röntgenstrahlen".

Die wohl bedeutendste Erfindung, die er am 01. Oktober 1903 vom Kaiserlichen Patentamt unter der Nummer 170057 patentieren ließ, war die Thermoskanne. Es handelt sich dabei um ein "Gefäß mit doppelten, einen luftleeren Hohlraum einschließenden Wandungen", die dazu diente die Temperatur möglichst lange konstant zu halten. Im Jahre 1926 entwickelte seine Werkstatt einen Kaltlicht-Rotstrahl-Apparat zur Behandlung chronisch entzündeter Stellen im menschlichen Körper und 1927 eine Entladungsröhre für medizinische Bestrahlungszwecke. Aus der 1903 geschlossenen Ehe gingen vier Söhne und eine Tochter hervor. Zwei Söhne traten dem Betrieb des Vaters bei und führten diesen nach dem Tod Reinhold Burgers am 21.12.1954 in Berlin weiter. Sein Grab befindet sich auf dem Berlin-Pankower Friedhof III. Die Stadt Berlin erinnert an R. Burger mit einer Gedenktafel in Pankow in der Wilhelm-Kuhr-Straße und auch eine Schule in Pankow ist nach Ihm benannt, die Reinhold-Burger-Oberschule in der Neue Schönholzer Straße 32.

Sehenswürdigkeiten:

  • Glashüttenmuseum
  • Fläming-Skate (170 km Rad- und Skateweg)
  • Naturlehrpfad
  • Backofen
  • Gallerie Packschuppen

Denkmale:

  • Glashüttengebäude I und II, Hüttensiedlung (Wohnhäuser) mit Werkstätten und Backhäusern