Wünsdorf

Urkundlich erstmals erwähnt wird der Ort als "Wustdorf" 1346. 1430 findet sich die Bezeichnung "Wunstorf" und 1501 "Wonsdorff". Ab 1495 gab es zwei Gemeinden Wünsdorf. Negist-Wunsdorff wird erstmals in der Matrikel der zum Bistum Meissen gehörenden Kirchen aus dem Jahre 1495 erwähnt, und zwar in der Liste der zum Erzpriestersitz Zossen gehörenden Kirchen. Die beiden Orte werden zur Unterscheidung als "Negist Wunsdorff" und "Ferne Wunsdorff" bezeichnet. 1874 wurden die beiden Gemeinden "Nächst Wünsdorf" und "Fern-Wünsdorf" vereinigt. Der Ursprung des Namens ist strittig. Eventuell geht der Name auf "Vojnsdorp" zurück. Das urslavische Wort "voj" bedeutet Soldat oder Kriegsmann. Andere Deutungen bringen den slawischen Namensursprung mit Wasser in Verbindung.

Wünsdorf liegt direkt an zwei Seen, dem großen und kleinen Wünsdorfer See. Im 14. und 15. Jh. gehörte der Ort zur Herrschaft Zossen und unterstand den Herren von Torgow. Nach dem Aussterben der Torgows (1478) kaufte 1490 der brandenburgische Kurfürst Johann (Cicero) die Herrschaft Zossen für 16.000 Gulden, die damit zu einem kurfürstlichen Amt wird. Somit gehörte auch Wünsdorf zum Kurfürstlichen Amt Zossen. Nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-48) zählte der Landreiter 1652 in Negst Wünßdorff sieben und im Nachbardorf zwei alteingesessene Hüfner. In Negst Wünßdorff waren drei und in Fern Wünßdorff zwei Kossäten ansässig. Auch das Gotteshaus war vernichtet worden. Um 1800 leben in Nächst-Wünsdorf 163 Einwohner und in Fern-Wünsdorf 111 Einwohner. Neben Bauern, Kossäten und Büdnern existiert in Nächst-Wünsdorf eine Schmiede, ein Krug und eine Windmühle.

1838 wird die Chaussee Berlin-Zossen-Baruth-Luckau (später F96, heute B96) fertiggestellt. Fast völlig vernichtet wurden die Zwillingsdörfer am 21. Juni 1838 durch ein Feuer, das von Fern-Wünsdorf auf Nächst-Wünsdorf herübersprang. 228 Einwohner verloren ihr Heim. Der Wiederaufbau Wünsdorfs dauerte bis 1844.

Am 28. September 1844 wurde der Schulhaus-Neubau eingeweiht, der seit 1928 mit Küsteracker im kirchlichen Besitz ist und seit 1951 als Pfarrhaus dient. 1898 wurde eine neue Dorfschule in der Schulstraße errichtet, seit 1994 Sitz des Museums des Teltow.
In den Jahren 1929/30 wird in der Chausseestrasse eine neue Schule errichtet, die 1937 einen zweiten Flügel mit weiteren Klassenzimmern und eine Turnhalle erhielt. Sie beherbergt noch heute eine Realschule.

Einen Bahnanschluss erhielt Wünsdorf 1875 mit der Eröffnung der Berlin-Dresdener Eisenbahn. Der Bahnhof Wünsdorf wurde jedoch erst 1897 in Betrieb genommen, da sich die Gemeinde anfangs gegen den Bau eines Bahnhofes aussprach. So erhielt zunächst der kleine Ort Neuhof einige Jahre zuvor einen Bahnhof (Haltestelle).

Mit dem Ausbau des etwa 6000 ha großen Truppenübungsplatzes im Raum Zossen-Wünsdorf entstand bis 1910 in Wünsdorf eine Infanterieschule. In dieser Zeit entstand auch der Wasserturm in der Zehrensdorfer Straße. Zwischen 1911 und 1913 erfolgte auf dem Gebiet der Infanterie-Schießschule, in unmittelbarer Nähe des Genesungsheims der Garde der Bau eines weiteren Wasserturms. Zwischen 1914 und 1916 wurde die Kaiserliche Sportschule (Militärturnanstalt) errichtet, die später umbenannt wird in, Lehrgang für Leibesübungen (ab 1919), Heeressportschule (ab 1934) und Haus der Offiziere (ab 1955). Während des Ersten Weltkrieges wird in Wünsdorf im Jahre 1914 ein internationales Kriegsgefangenenlager mit 14.000 Insassen eingerichtet. Für die moslemischen Gefangenen (Halbmondlager) wird eine Moschee gebaut.

Ab 1935 wurden das Panzerregiment 5, die Panzerabwehrabteilung 39 und die Heereskraftfahrschule nach Wünsdorf verlegt. Hierfür wurde 1934/35 die Lutz- und Cambrai-Kasernenanlage mit ca. 80 Gebäuden errichtet. In den Jahren 1935/36 entstehen in der Waldsiedlung für Angestellte und Arbeiter der Wehrmacht Wohnungen für insgesamt 200 Familien. Ein Strandbad (Militär-Badeanstalt) wird zwischen 1936 und 1937 eingerichtet und das Kino "Burgtheater" entsteht am Bahnhof. 1937 entsteht das Heeresverpflegungsamt und die Heeresbäckerei. Die Bunkeranlagen Maybach I und II und die dazwischen liegende Telefonzentrale Zeppelin, des damaligen Oberkommando des Heeres, wurden ab 1937 errichtet. Von der am 26. August 1939 fertiggestellten Bunkeranlage Zeppelin wurden im Zweiten Weltkrieg, die Befehle des Oberkommandos der Wehrmacht weitergeleitet.

Nach 1953 übernahm die Rote Armee einen Großteil der Gemeinde Wünsdorf (Garnison). Der Bereich wurde hermetisch abgeriegelt, die B96 zwischen Zossen und Baruth/M gesperrt und das Hauptquartier der sowjetischen Truppen eingerichtet. Aus der Heeressportschule entstand das Haus der Offiziere. Davor erinnert eine der wenigen in Brandenburg verbliebenen Lenin Statuen an diese Zeit.

In der ehemaligen Militärstadt Wünsdorf stehen 19 oberirdische Bunker. Es sind kegelförmige, 18 m hohe Spitzbunker aus Beton. Die Spitzbunker wurden 1939 als Luftschutzbunker für die Angehörigen des Oberkommandos der Wehrmacht erbaut Nach dem Krieg sprengte man zehn Bunker auf Grundlage des Potsdamer Abkommens. Zwei weitere versuchten 1953 die sowjetischen Streitkräfte zu zerstören, was aber nur bei einem gelang. Die bestehenden Bunker und Bunkerreste sollen begrünt und begehbar gemacht werden. Zwei Kegeltürme sind für Ausstellungszwecke vorgesehen, einer wird als technisches Denkmal erhalten.

Nach dem Abzug der Soldaten der Westgruppe der Streitkräfte (WGT) 1994 wurde die B 96 wieder geöffnet und Kasernen zu Wohnungen ausgebaut. In einigen Teilen der ehemaligen Kasernen sind zahlreiche Landesbehörden eingezogen. Am 12. September 1998 öffnete das Projekt Bücherstadt im Wünsdorfer Ortsteil Waldstadt, eine Einrichtung von mehreren Bibliothekaren seine Tore. Mit rund 150.000 Bänden ist es zugleich die erste Bücherstadt in Deutschland. Ein Motorradmuseum und ein Garnisonsmuseum entstand sowie eine Galerie.

Von der Existenz des Dorfes Zehrensdorf zeugt heute nur noch der Friedhof. Er ist zugleich auch historisches Dokument für einen Abschnitt in der Geschichte des Militärstandortes. Geschätzt werden Tausend zwischen 1914 und 1921 hier begrabene Kriegsgefangene, Muslime, Hindus, Sikhs aus Indien bzw. Großbritanien, Russen und Franzosen. Sie waren seit Beginn des Ersten Weltkrieges in der Garnison Zossen-Wünsdorf in zwei Sonderlagern interniert.

Die Dorfkirche

Im Jahre 1662 erhält Nächst-Wünsdorf eine neue Fachwerkkirche. Diese musste allerdings 1743 wegen Baufälligkeit angerissen werden und wurde 1744 durch eine schlichte Barockkirche mit eingezogenem Rechteckchor ersetzt. Von 1841-43 erfolgte der Bau der heutigen Kirche, ein klassizistischer Putzbau mit drei Apsiden und Westturm aus der Schinkel-Schule.

Sehenswürdigkeiten:

  • Wünsdorfer See (Badesee mit Freilichtbühne)
  • Museum des Teltow mit ständiger und mit wechselnden Ausstellungen
  • Dorfkirche

Denkmale:

  • Dorfkirche,
  • Schulstraße 15, Dorfschule
  • Kirchplatz 6, Wohnhaus