Baruth/Mark

In der Senke des eiszeitlichen Urstromtals liegt die Kleinstadt Baruth/M. Sie war über mehrere Jahrhunderte eine sächsische Exklave zwischen der Niederlausitz und der Mark Brandenburg. Bereits 1275 ist ein "Buruth", "Boruth" oder "Beruth" erwähnt. Der Ort beherrschte die weithin einzige Passstelle quer durch das Urstromtal. Für eine erwähnte wendische Burg wurden bisher jedoch keine Anhaltspunkte gefunden. Baruth gehörte - nach deutscher Eroberung des Gebietes um 1147 unter Markgraf Conrad von Meißen - bis 1326 zum Bündnispartner, dem Erzbistum Magdeburg und bis 1815 zu Sachsen.

1581/82 verkaufte die Familie von Schlieben die Herrschaft Baruth an den Trebbiner Hauptmann Hans von Buch. Nach einem Stadtbrand von 1595 erwarb Graf Otto zu Solms-Sonnewalde 1596 den Ort mit den umliegenden Dörfern Kemlitz, Groß Ziescht, Merzdorf, Paplitz, Schöbendorf, Lynow, Schönefeld, Mückendorf, Klein Ziescht, Mehlsdorf und Zesch. Während der Hochzeitsfeier seines Sohnes Friedrich Albrecht 1615, explodierte durch Funkenflug während des Scheibenschießens ein Pulverfass, bei dem Friedrich Albrecht starb und dieser Zweig der Familie erlosch. Baruth fiel an Johann Georg II. zu Solms-Laubach, aus der die neu gegründete Linie Solms-Baruth hervorging. Stadt- und Marktrecht erhielt Baruth im Jahr 1616. Die Herschaft wurde durch Erbteilung 1673 und noch einmal 1715 in eine östliche und eine westliche Hälfte, mit jeweils sieben Dörfern und der halben Stadt Baruth, aufgeteilt. Die Standesherrschaft der Grafen von Solms blieb bis ins 19. Jahrhundert bestehen. 1815 kam die Herrschaft Baruth, nebst einer entsprechend höheren Steuerlast, zum preußischen Regierungsbezirk Potsdam. Zwischen 1888 und 1944 war Baruth/M, nachdem Kaiser Friedrich III. Hermann Karl Adolf zu Solms-Baruth in den Fürstenstand erhoben hatte Fürstensitz.
Bedeutsam für die Stadt Baruth war die Lage an der früheren großen Handels- und Poststraße Berlin-Mittenwalde-Luckau-Dresden. 1875 erfolgte der Anschluss an die Berlin-Dresdener Eisenbahn.

Das Schloss

An der Stelle des 1596 errichteten Schlosses befand sich seit Ende des 12. Jh. eine Burg, die im 16. Jh. verfallen war. Der Bergfried aus Feldsteinen wurde bei Ausgrabungen nördlich des Frauenhauses entdeckt. Das Schloss brannte während der schwedischen Belagerung im 30jährigen Krieg nieder. Um 1650 wurde das Schloss (später als das "Alte Schloss" bezeichnet) als zweistöckiger Bau mit Treppenturm und das sogenannte Frauenhaus errichtet. Das "Alte Schloss" war bis 1892 gänzlich abgetragen. Das Frauenhaus, ursprünglich ein Nebengebäude, wurde stark verändert und an der Westseite neugotisch umgestaltet. In der zweiten Hälfte des 18. Jh. entstand ein eingeschossiges Gartenhaus (Orangerie) das Anfang des 19. Jh. verändert wurde und durch einen östlichen, zweigeschossigen Anbau im klassizistischen Stil mit flachem Walmdach und Feldsteinsockel erweitert wurde. Dieser Teil wurde Ende der 1990er Jahre saniert. Der Kernbau mit ausgebauten Mansardgeschoss und symmetrisch gegliederten Fassaden mit Quadernutung wurde 1967 durch einen Anbau teilweise verdeckt. Der dreigeschossige Kopfbau im Westen wurde 1912/23 errichtet. Die drei Gebäude bilden das "Neue Schloss". Über dem Portal des Neurenaissancebaus befindet sich eine Wappentafel und an der West und Nordseite Mittelrisalite mit Volutengiebeln. Das "Neue Schloss" und das Frauenhaus (Teil des alten Schlosses) wurden 1920 durch einen überdachten hölzernen Fachwerk-Gang verbunden, der nach 1960 teilweise abgebrochen wurde.

Der Schlossplatz war bis 1945 von zahlreichen Gebäuden u. a. an der Baruther Hauptstraße umgeben, wovon heute nur noch das ehemalige Gärtnerhaus und ein Eiskeller nordwestlich des "Neuen Schlosses" erhalten sind. Der 22 ha große Schlosspark, der 1838 nach Plänen von Peter Josef Lenné gestaltet wurde, verlor nach 1945 wesentliche Bestandteile wie den Blumengarten. Umfangreiche Meliorationsmaßnahmen 1972 und 1977/78 im Park und dessen Umgebung führten zur Trockenlegung des Grabensystems und zur Senkung des Grundwasserstandes, wodurch der alte Baumbestand in Mitleidenschaft gezogen wurde. Heute ist der Park in seiner ursprünglichen Anlage weitestgehend wiederhergestellt. Ab 1875 verband ein außerhalb des Parks von einer vierreihigen Eichenallee begleiteter Weg das neue Schloss mit dem nördlich gelegenen Bahnhof.

 

Die Kirche

Die Pfarrkirche St. Sebastian ist eine dreischiffige Hallenkirche aus Backstein mit dreiseitigem Chorschluss aus dem 14. Jahrhundert. Sie wurde bei einem Brand 1671 stark beschädigt. Dem Wiederaufbau um 1680 ist die bis heute in bemerkenswerter Geschlossenheit erhaltene barocke Ausstattung zu verdanken. Zwei Arkadenreihen werden bis an die dreiseitig gebrochene Chorwand geführt. Die massigen ungleichseitigen Achteckpfeiler lassen auf Grund der ausladenden Deckenplatten eine geplante Wölbung vermuten. Die Hufeisenempore ist auf 1678 datiert und mit gemalten Wappen und Stifterbildnissen von 1683 versehen. Den Wiederaufbau der Kirche organisierten die beiden Grafen zu Solms der geteilten Herrschaft Baruth. Für den Innenausbau zuständig waren Johann George zu Solms und seine Frau Eleonore, geborene Prinzessin zu Anhalt-Dessau, deren Bildnisse im Altaraufsatz zu finden sind. Im nördlichen, zweijochigen Anbau, befindet sich die ehemalige Patronatsloge der Grafen bzw. Fürsten von Solms-Baruth mit einem schönen Sterngewölbe.

Die hohen Doppeltürme im Westen wurde 1906 errichtet. Die hohen Doppeltürme wurden 1906 errichtet. Sie prägen nicht nur die Stadtsilhouette von Baruth sondern weisen bereits von weiter Ferne auf diesen ungewöhnlichen Bau hin. Die zwischen 1987 und 1992 erneuerten Glasfenster stammen von 1909 und die Orgel aus dem Jahre 1909 stammt von der Fa. Schuke aus Frankfut/Oder. Sie wurde 1985 rekonstruiert. Der moorige Untergrund und die in den 1970er und 1980er Jahren erfolgte Melioration sind Ursache für große Schäden an den Kirchenwänden. Derzeit finden umfangreiche Sanierungsmaßnahmen statt.

Der Frauenberg

Auf dem südwestlich der Stadt gelegenen Frauenberg (100,9 m) befand sich in vorreformatorischer Zeit eine Kapelle, die in Verbindung mit dem Zinnaer Zisterzienser Kloster bis 1642 in Gebrauch gewesen sein soll. Sie wurde Marienkapelle oder auch Frauenkirche genannt. Nach dieser Kapelle erhielt der Berg seinen Namen. Nach Aufgabe der religiösen Nutzung folgten wahrscheinlich zahlreiche Umbauten und verschiedene Nutzungen. Die letzte Nutzung war ein bis 1945 bestehendes Solms´sches Wärterhaus. Um 1860 entstand auf Veranlassung der gräflichen Herrschaft auf dem Frauenberg durch die Anlage von Wegen, steinernen Stufen und Bänken eine parkähnliche Anlage. Hier befand sich auch ein Teil der Grabstätten der Familie Solms. Sieben Windmühlen sollen einst um Baruth gestanden haben. Heute gibt es noch zwei davon. Eine ehemalige Bockwindmühle wird als privates Ferienhaus genutzt. Die andere ist eine 1868 gebaute steinerne Holländer Windmühle. Auf den Bergen südlich von Baruth wurde Wein angebaut. Einige der ehemaligen Weinkeller sind noch heute in Baruth erhalten.

Vom 22. bis 30. April 1945 war Baruth/M durch Kriegshandlungen in Folge der Kesselschlacht von Halbe stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Nördlich der Stadt, an der B 96, erinnert ein sowjetisches Ehrenmal an die Schlacht um Baruth. Bemerkenswert sind die vor allem im Osten und Westen noch weitgehende Einbettung der Stadt in die umgebende Landschaft sowie das geschlossen erhaltene Straßennetz des alten Stadtkerns, häufig ist auch die altertümliche Pflasterung noch vorhanden. Diese ist unbedingt erhaltenswert. Angesichts der starken Zerstörungen 1945 besitzen die letzten Reste der alten Bebauung besondere Bedeutung als Geschichtszeugen der Stadt Baruth. Die bemerkenswerten Wohnhäuser konzentrieren sich vor allem im nördlichen Teil des Stadtkerns. Darunter befinden sich Bauten, die bis in das 17. Jahrhundert zurückreichen. Leider wurden zahlreiche Häuser durch Fassadenmodernisierungen nach 1945 in ihrer äußeren Erscheinung entstellt, so dass ihr geschichtlicher Wert derzeit oft auf den ersten Blick nicht sichtbar ist. Ein prägendes Element in den Wiesen des Urstromtales um Baruth sind auch die Alleen der sogenannten Fürstenwege.

 

Gottlob Johann Christian Kunth

Gottlob Johann Christian Kunth wurde am 12. Juni 1757 in Baruth/M geboren. Ein knappes Jahr zuvor, hatte Preußen unter Friedrich II. das wohlhabende Sachsen, zu dem auch die Grundherrschaft der Grafen zu Solms-Baruth zählte, überfallen und damit den Siebenjährigen Krieg, der von 1756 bis 1763 dauerte, begonnen. In den Kriegsjahren und den folgenden Wiederaufbaujahren wuchs Gottlob Kunth als Sohn eines protestantischen Geistlichen, der seit 1743 in Baruth ansässig war, auf. Trotz des bescheidenen Familienetats für den großen Haushalt der Kunths, wurden aber Hauslehrer und Hofmeister für die Erziehung der Kinder eingestellt. So kam Gottlob Kunth schon frühzeitig mit den Wissenschaften, vor allem mit den alten und neuen Sprachen, in Berührung. Im Mai 1772 trat er in das Pädagogium Halle ein und begann 1774 das Studium der Rechte in Leipzig, das er allerdings wegen Geldmangel nach zwei Jahren abbrechen musste.

Im Jahre 1777 wurden Gottlob Johann Christian Kunth von Major Alexander Georg von Humboldt als Sekretär der Gutsverwaltung im Tegeler Gut (Berlin) und als Erzieher seiner Söhne Wilhelm, geboren 1767, und Alexander, geboren 1769, sowie des Stiefsohnes eingestellt. Zwölf Jahre lang erfüllte Gottlob Kunth diese Aufgaben zur vollen Zufriedenheit der Familie Humboldt. Er erwies sich nach dem Tode des Majors von Humboldt im Jahr 1779 als umsichtiger Verwalter des beträchtlichen Nachlasses, besonnener Ratgeber für Marie Elisabeth der Frau von Humboldt und erstaunlich reifer Erzieher der Knaben. Die Söhne gewannen in ihrem Hofmeister einen Sachwalter ihres Erbes und einen Freund, der ihnen bis zu seinem Tode verbunden blieb.

Ohne Zweifel hatten Kunths humaner und freiheitlicher Sinn, sein bürgerliches Selbstbewusstsein sowie seine Ausstrahlung als aufgeklärter Erzieher und Ratgeber großen Einfluss auf das Leben und Wirken von Wilhelm und Alexander von Humboldt, die später zu den bedeutendsten Gelehrten ihrer Zeit gehörten.

Nach Beendigung seiner Tätigkeit als Hofmeister der Familie Humboldt trat Gottlob Kunth in den Staatsdienst ein. Beginnend als Assessor beim "Manufaxtur- und Kommerzkollegium", wurde er ab 1796 zu einem der führenden preußischen Gewerbepolitiker. In enger Verbindung mit dem Freiherrn vom Stein stehend, forcierte er während der preußischen Reformen zu Anfang des 19. Jahrhunderts maßgeblich eine staatliche Gewerbepolitik und -gesetzgebung. Als Staatsrat erwarb er sich bleibende Verdienste im Ringen um die Gewerbefreiheit (1810/11), bei der Abschaffung der Binnenzölle sowie bei der Errichtung von Gewerbeschulen und neuhumanistischen Gymnasien.

Der nach 1815 einsetzenden Restauration reaktionärer Machtverhältnisse in Deutschland stand der Patriot Kunth ablehnend gegenüber. Sie widersprach zutiefst seinen Vorstellungen von einer schnellen wirtschaftlichen Weiterentwicklung seines Landes. Er zog sich zunehmend aus dem aktiven politischen Leben zurück. Am 22. November 1829 starb Gottlob Johann Christian Kunth in Berlin. Berlin ehrt Gottlob Kunth mit einer Gedenktafel in Reinickendorf in der Gabrielenstraße/An der Mühle.


Sehenswürdigkeiten:

  • Schloss
  • Schlosspark
  • Kirche
  • Pfarrhaus
  • Frauenberg
  • Windmühle
  • Ehrenmal für die gefallen sowjetischen Soldaten (an der B 96)

Denkmale:

  • Stadtpfarrkirche St. Sebastian, spätgotische Backsteinhalle des frühen 16. Jhs. mit reicher Barockausstattung, Renovierung und Doppelturmanlage von 1909
  • Schloss mit Frauenhaus, Eiskeller und Gärtnerhaus
  • Schlosspark
  • Holländer-Turmwindmühle auf dem Mühlenberg, Mitte 19. Jh
  • Sowjetischer Ehrenfriedhof mit Panzeranlage, nördlich der Stadt an der B 96
  • Torstraße 6, Wohnhaus, 1905 an städtebaulich markanter Stelle errichteter Bau des späten Historismus
  • Walter-Rathenau-Platz 4, Oberpfarre, stattlicher zweigeschossiger, traufständiger Fachwerkbau; 18. Jh..
  • Schulstraße 2, Wohnhaus, zweigeschossiger, traufständiger Fachwerkbau mit Satteldach und Mitteleingang, Rautenmuster in Giebelspitzen; 18. Jh.; einfach gegliederte Putzfassade der 2. H. des 19. Jhs., Erdgeschoß in Ziegelmauerwerk erneuert, Tür und teilweise die Fenster erhalten.
  • Schulstraße 9, Wohnhaus, zweigeschossiger, zur Straße traufständiger Fachwerkbau von drei Achsen Breite mit Satteldach, östliche Giebelseite zu jetzt freiem Platz gewandt, ursprüngliche Giebelgestaltung mit Spitzsäule und Verblattungen erhalten, ca. 17. Jh., vielleicht noch früher, gehört damit zu den ältesten erhaltenen Wohnhäusern der Region.

Vorschlag Förderverein:

  • Weinkeller (am Mühlenberg)
  • Walter-Rathenau-Platz 3, Wohnhaus
  • Walter-Rathenau-Platz 7, Pfarrhaus
  • Walter-Rathenau-Platz 8, Wohnhaus
  • Schulstraße 18, Schule
  • Rudolf-Breitscheid-Straße 4, Wohnhaus
  • Feldstraße 9, Scheune
  • Hauptstraße 2, Wohnhau
  • Hauptstraße 3, Wohnhaus
  • Hauptstraße 52, Wohnhaus
  • Hauptstraße 54, Wohnhaus
  • Hauptstraße 69, Wohnhaus
  • Hauptstraße 71, Wohnhaus
  • Hauptstraße 73 - 76 Wohnhäuser
  • Hauptstraße 79
  • Hüttenweg 4, Wohnhaus
  • Kirchstraße 5, Wohnhaus
  • Kirchstraße 6, Wohnhaus
  • Luckenwalder Straße 7
  • Rudolf-Breitscheid-Straße 2, Wohnhaus
  • Luckenwalder Straße 15, Wohnhaus