NSG Heidehof-Golmberg

Das Gebiet liegt im Übergangsbereich der Altmoräne des Niederen Fläming zum Baruther Tal in der naturräumlichen Haupteinheit Fläming. Es umfasst nahezu den gesamten ehemaligen russischen Truppenübungsplatz "Heidehof". Das unbesiedelte Areal wird begrenzt durch die Orte Jänickendorf, Stülpe und Schöbendorf im Norden, Paplitz und Kemlitz im Osten, Merzdorf, Ließen, Charlottenfelde und Markendorf im Süden (entlang B 115) sowie Werder und Neuhof im Westen.

Geschichte

Der Golmberg ist mit 178 m die höchste Erhebung im Landkreis Teltow-Fläming. Bereits in der Zeit vor dem Mittelalter gab es hier vermutlich ein slawisches Heiligtum. Später war er bis in die Reformationszeit ein christliches Heiligtum. Auf dem Kirchberg, wie der Berg zu christlicher Zeit auch genannt wurde, befand sich ab 1437 bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts eine der Wallfahrt dienende Marienkapelle. 1439 wurde diese Kapelle dem Kloster Zinna übereignet. Zur Vergebung von Sünden kamen bis zur Reformation Menschen von weither zum Golmberg. Nach der Reformation war die Kapelle ungenutzt. Der geschnitzte frühgotische Marienaltar der Kapelle befindet sich heute in der Kirche von Stülpe. Diese Kirche wurde unter anderem aus Abrisssteinen der Kapelle auf dem Golmberg von Christoph von Hacke um 1562-68 erbaut.

Der Übungsplatz

Das Gebiet des NSG Heidehof - Golmberg wurde seit 1897 militärisch genutzt. Der damals "Kaiserlich-Werdersche" Übungsplatz mit ca. 3.000 ha Größe wurde zunächst durch den Königlich-Preußischen Ingenieur- und Pionierkorps genutzt. Unabhängig von der Jüterboger Garnison wurde bei Markendorf ein Versuchsschießplatz für moderne Grenz- und Feldbefestigungs-Anlagen errichtet. Der größte Teil der heutigen Freiflächen entstand erst nach 1945 durch die Nutzung der sowjetischen Armee. Ab 1972 erfolgten beständige Erweiterungen in Richtung Osten. Dazu wurden große Flächen, überwiegend Kiefernbestände, abgeholzt. Die sowjetischen bzw. später die GUS-Truppen nutzten das Areal bis 1992 als Schieß- und Bombenabwurfplätze. Noch heute ist das Gebiet in großen Teilen erheblich mit Munition belastet.

Naturschutz

Das Gebiet teilt sich in große Offen- und Sukzessionsflächen und bewaldete Bereiche im Osten, sowie randlich forstlich genutzte Flächen. Insgesamt erstreckt sich auf etwa 12.000 ha ein nahezu unzerschnittenes Areal, welches in unmittelbarer Nachbarschaft zum Naturschutzgebiet "Forst-Zinna-Keilberg" liegt. Beide Naturschutzgebiete bilden das repräsentativste Binnendünen- und Binnen-Flugsandgebiet Deutschlands. Die Stauchmoräne des Golmbergs, als höchste Erhebung des Niederen Fläming, ist eine glaziale und periglaziale Einzelform. Die Nordseite des Golmbergs weist die größte Reliefenergie innerhalb Brandenburgs auf. Das Gelände steigt hier vom Baruther Urstromtal in kurzer Entfernung um 120 m. Im Golmbereich und in weiteren Endmoränenzügen sind zahlreiche Findlinge, darunter die größten im Landkreis Teltow-Fläming zu finden.

Wertgebend und Bestimmend für das Gebiet ist insbesondere die Repräsentanz eines großflächigen Binnendünenraumes im Grenzbereich zwischen Altmoräne und Talsandebene des Urstromtals. Es handelt sich um einen der größten klassischen Binnendünenräume Deutschlands mit aktuell noch natürlicher geologischer und biologischer Sukzession (Offensande und verschiedenartigste Dünenformen, z.T. in Flugsandregime: ca. 500 ha). Neben großflächig zusammenhängenden Sandheiden aus Silbergras (Corynephorus), Besenheide (Calluna), Ginster (Genista) und Besenginster (Sarothamnus) (ca. 2.500 ha) prägen Vorwälder aus Birke, Kiefer, Aspe und Eichen (ca. 1.500 ha) das ehemalige Militärübungsgelände mit seinen alten Schießbahnen. Reste naturnaher, reich strukturierter Eichenbestände und eines Rotbuchenbestandes auf dem Golmberg und kleine Quellbereiche komplettieren ein sich auf großer Fläche mit hoher Standortdiversität eigenständig regenerierendes und entwickelndes Naturwaldmosaik. Eine weitgehend naturbelassene Sukzession der heutigen Sandheiden und Dünen lässt langfristig die Entwicklung eichengeprägter Kiefern- und Birkenwälder, auf den Blockmoränen örtlich auch die eines Traubeneichen-Buchenwaldes erwarten. Zur Gebietsfauna gehören u.a. Baumfalke (Falco subbuteo), Fischadler (Pandion haliaetus), Wiedehopf (Upupa epos), Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus), Rauhfußkauz (Aegolius funereus) sowie 14 (!) Fledermausarten, Heldbock (Cerambyx cerdo) und Hirschkäfer (Lucanus cervus). In einem kohärenten Netz europäischer Schutzgebiete fungiert das Areal als wichtiger Baustein und nicht ersetzbares Bindeglied/Brücke in der West-Ost-Achse zwischen den großen Flussläufen von Elbe und Oder entlang des Urstromtals.

Geologische Besonderheiten:

Windkanter
Im Golmberg finden sich zahlreiche Windkanter. Windkanter sind äolische Phänomene und entstehen durch das Abreiben oder Abschleifen von Oberflächen durch im Wind mitgeführte Sand- oder Staubpartikel (Korrasion). Die Größenordnungen äolischer Formen reichen von wenigen Zentimetern bis hin zu mehreren hundert Metern.

Findlinge
Im Golmbereich und in weiteren Endmoränenzügen sind zahlreiche Findlinge zu finden. Die großen, einzeln in der Landschaft liegenden Gesteinsblöcke, die Findlinge, haben schon immer die menschliche Phantasie angeregt und Anlass zu mancherlei Spekulationen gegeben. Die Bedeutung der großen Steine für die Kulturgeschichte des Menschen lässt sich auch heute nur unvollständig ermessen, während die geologischen Fragen über ihren Ursprung und Transport weitgehend gelöst sind. Zur Eiszeit (Pleistozän) entwickelten sich aufgrund von Klimaveränderungen in zahlreichen Gebieten der Erde mächtige und umfangreiche Vergletscherungen. Eines der eiszeitlichen Vergletscherungszentren lag in Skandinavien. Die sich dort bildenden Gletscher schlossen sich zu einem Eisschild zusammen, der eine Mächtigkeit bis zu 3.500 Metern erreichte. Gleichzeitig rückten Gletscher aus den Alpen in das Vorland vor. Dieser Vorgang wiederholte sich mehrere Male. In Norddeutschland werden die drei Etappen der Hauptvergletscherungen als Elster-, Saale- und Weichselvereisung bezeichnet. Gebirge wurden vom Norden her vom Eis überfahren. Dabei hobelte das Eis hindernisbildende Gesteinsbrocken vom Untergrund ab, nahm sie auf und trug sie als Gesteinsschutt mit sich fort. Beim Abtauen der Gletschermassen blieben die vom Eis mitgeführten Steine liegen. Diese vom Eis transportierten und abgelagerten Steine, werden, wenn sie einen Mindestdurchmesser von 40 cm aufweisen, Findlinge oder Geschiebe genannt. Zur Saaleeiszeit tauten auch im jetzigen Brandenburg die Gletschermassen ab und hinterließen das von ihnen mitgeführte Steinmaterial. Die heute noch vorhandenen Findlinge stellen eine durch Verwitterung, wirtschaftliche Nutzung und Zerstörung bedingte Auslese dar. Die stärkste Verringerung der Findlinge geschah jedoch durch den Menschen. Beschränkte sich der steinzeitliche Mensch auf die Verwendung von Findlingen für sogenannte Hünengräber, so wurde später das Gestein für Bauzwecke, Pflastersteine und Schotter verwendet.

Zurück